Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer fordern vor der NRW-Landtagswahl Beschleunigung bei Digitalisierung und Klimaschutz
„Ein starker Mittelstand ist das Rückgrat der ostwestfälisch-lippischen Wirtschaft“, erklärten Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, und Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL, in einer gemeinsamen Erklärung vor der Landtagswahl in NRW. Um den Wirtschaftsstandort OWL in dieser herausfordernden Zeit zu stärken, brauche es berechenbare Rahmenbedingungen, schnelle und rechtssichere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur.
„Die Krisen der letzten beiden Jahre haben uns noch einmal verdeutlicht, dass wir jetzt den Turbo zünden müssen“, betonte Pigerl-Radtke. „Der Abbau und die Vermeidung von Bürokratie müssen daher bei der künftigen Landesregierung Priorität haben, beispielsweise durch die Aussetzung weiterer Belastungen in Form von Steuern, Abgaben und Auflagen“.
Auch beim Thema Digitalisierung forderten die Chefs der beiden regionalen Wirtschaftskammern mehr Tempo. „Der Ausbau der digitalen Infrastruktur muss weiterhin zügig voranschreiten und letzte Lücken in der flächendeckenden Versorgung geschlossen werden“, so Prager.
Das Land müsse den Weg in die Digitalisierung im Sinne eines umfassenden eGovernments weiterbeschreiten und dabei auch Ansätze wie das Wirtschafts-Service-Portal konsequent weiterentwickeln. „Darüber hinaus braucht es bürokratiearme und niederschwellige Förderprogramme, damit auch kleine und Kleinstunternehmen den Anschluss an wichtige Zukunftstechnologien finden“, ergänzte Prager.
Besonders belastend bleibt für die regionale Wirtschaft der Mangel an Arbeitskräften. „Ohne Fachkräfte schaffen wir die Transformation zu einer klimagerechten und ressourcenschonenden Wirtschaft nicht. Wir fordern von der nächsten Landesregierung daher eine umfassende Strategie zur Fachkräftegewinnung und -sicherung“, erklärten Prager und Pigerl-Radtke unisono.
Zentraler Ansatz einer solchen Strategie müsse es sein, dass alle die betriebliche Aus- und Weiterbildung als gleichwertige Alternative zu einem Studium ansehen. Wichtig sei es in der aktuellen Situation, die berufliche Orientierung in Richtung der dualen Ausbildung zu stärken.
Prager: „Wir brauchen ein deutlich günstigeres Azubi-Ticket, mehr Wohnungsbau speziell für Auszubildende und eine Steigerung der Investitionen in die überbetrieblichen Bildungsstätten, um auch künftig junge Leute für eine duale Ausbildung zu begeistern“, erklärte Prager.
Dies sei vor allem notwendig, da die gesellschaftlichen Aufgaben Klima-, Mobilitäts- und Energiewende und der Bau zahlreicher neuer Wohnungen nur mit leistungsfähigen Unternehmen umgesetzt werden können. „NRW kann nur wirtschaftlich stark bleiben, wenn wir in Klimaschutz investieren und zum Vorreiter für nachhaltiges Wirtschaften werden“, so Prager. Dennoch müsse sichergestellt werden, dass Energie bezahlbar bleibe und zuverlässig zur Verfügung stehe.
Um einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden, müssten die Potenziale aller Energieträger geprüft werden. „Dem Ausbau der erneuerbaren Energien gehört aber zweifellos die Zukunft“, so Prager und Pigerl-Radtke. „Die Aufgaben sind so gewaltig und drängend wie nie. Daher möchten wir alle Wahlberechtigten bitten, am 15. Mai ihre Stimme abzugeben“.