Mit der erstmals veranstalteten Wirtschaftskonferenz „Entscheiderinnen im Diskurs“ hat die IHK gemeinsam mit dem Verband der Unternehmerinnen in Deutschland e.V. (VdU) und den Managerinnen Ostwestfalen-Lippe e.V. (MIO) ein neues Format für Frauen in Führungspositionen initiiert.
100 Entscheiderinnen aus Ostwestfalen und Führungspersönlichkeiten aus dem Bundesgebiet diskutierten am 12. Mai in der IHK in Bielefeld Potenziale für weibliches Unternehmertum, aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen und Entwicklungen in der Unternehmensführung.
„Mehr weiblicher Einfluss tut der Wirtschaft gut“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke zur Eröffnung. „Ostwestfalen ist eine wirtschaftlich starke Region. In Führungspositionen liegt der Frauenanteil über alle Gesellschaftsformen und Branchen hinweg aktuell bei rund 26 Prozent, da haben wir noch Steigerungsmöglichkeiten. Wir wollen mehr Sichtbarkeit schaffen, den Austausch fördern und mit konkreten Impulsen mehr Frauen ermutigen, ihre eigenen Geschäftsideen zu verwirklichen oder in Unternehmen Führung zu übernehmen.“
Vier Fachworkshops und Podiumsdiskussion
Die Wirtschaftskonferenz bündelte vier Fachworkshops zu den Themen Produktion, Personalmanagement, Finanzmanagement und Künstliche Intelligenz/IT. Den Abschluss bildete eine Diskussionsrunde mit Managerinnen aus unterschiedlichen Branchen. Die Teilnehmenden lobten die Fachlichkeit, Offenheit sowie Praxisnähe des Erfahrungsaustausches.
„Die Fachkonferenz bot die Möglichkeit, sich vertieft mit den zunehmenden Spannungen zwischen wirtschaftlichen Anforderungen, technologischem Wandel und Organisationsentwicklung auseinanderzusetzen.
Ziel war es, das Bewusstsein für die Notwendigkeit und Dringlichkeit von Transformationsprozessen in Unternehmen zu schärfen“, sagte Stephanie Gräfin von Westphalen, Co-Landesverbandsvorsitzende Westfalen des VdU: „Dazu gehört fachübergreifende Expertise sowie das Wissen darüber, wo man Kolleginnen finden kann, um sich auszutauschen.“
Raum für fachliche Weiterentwicklung, Wissenstransfer und Austausch
Isabel Nitz, Präsidentin der Managerinnen OWL, unterstrich ebenfalls die Bedeutung des neuen Formats: „Die Wirtschaftskonferenz hat eindrucksvoll gezeigt, dass ökonomische Resilienz und Innovationsfähigkeit in hohem Maße von divers aufgestellten Führungsteams profitieren. Die Fachvorträge und Workshops verdeutlichen, dass strategisches Denken, bereichsübergreifende Kompetenzen und ein hohes Maß an Flexibilität heute Schlüsselqualifikationen für Führung sind. In einem zunehmend komplexen wirtschaftspolitischen Umfeld bieten wir Entscheiderinnen mit dieser Plattform gezielt Raum für fachliche Weiterentwicklung, Wissenstransfer und Austausch.“
Als Impulsgeberin sprach Professorin Dr. Christina Hoon von der Universität Bielefeld, die zur Führung und Nachfolge in Familienunternehmen forscht, unter dem Titel „Quo vadis Wirtschaft – Wo stehen wir?“. Einen Schwerpunkt der Konferenz bildete zudem die aktuelle wirtschaftliche Lage: Die ostwestfälische Industrie kämpft mit Umsatzrückgängen, steigenden Kosten und Unsicherheiten.
Ein Drittel aller Neugründungen in Ostwestfalen durch Frauen
Die amtliche Statistik zeigt, dass seit Mitte 2022 erstmals nach mehr als einem Jahrzehnt die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in Ostwestfalen sinkt. Der Frauenanteil unter allen Beschäftigten liegt bei knapp 45 Prozent, in Führungspositionen jedoch ist nur gut jede vierte Stelle in der Region weiblich besetzt, bei Kapitalgesellschaften liegt der Anteil bei 17,3 Prozent – mit stetig steigender Tendenz in den vergangenen Jahren.
Positiv entwickelt sich der Bereich der Gründungen: Etwa ein Drittel aller Neugründungen in Ostwestfalen erfolgt durch Frauen, häufig zunächst im Nebenerwerb.
„Mit der Wirtschaftskonferenz möchten wir Frauen in Verantwortung sichtbar machen, bestärken und eine Plattform zum gegenseitigen Austausch bieten“, so Pigerl-Radtke. Dazu hat die IHK Ostwestfalen im vergangenen Jahr auch ein Unternehmerinnennetzwerk etabliert, das den Austausch fördert und verstetigt.