Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen (IHK), die Handwerkskammer OWL zu Bielefeld und der Handelsverband OWL begrüßen, dass bei der geplanten Neugestaltung der Kreuzstraße in Bielefeld die vier Fahrspuren für den motorisierten Individualverkehr in beiden vorliegenden Varianten erhalten bleiben sollen. Damit wird ein zentrales Anliegen der regionalen Wirtschaft berücksichtigt.
„Die Kreuzstraße ist eine der wichtigsten innerstädtischen Verkehrsachsen. Ihre Leistungsfähigkeit muss trotz der Anpassungen an neue Anforderungen erhalten bleiben – nicht zuletzt für die Erreichbarkeit der Altstadt, des Handels sowie für Industrie- und Dienstleistungsbetriebe und deren Kunden und Beschäftigte“, betont IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke. Die IHK unterstützt daher die Absicht, den Verkehrsfluss dort künftig nicht einzuschränken.
Auch die Handwerkskammer begrüßt den Erhalt der vierspurigen Fahrbahn: „Eine Reduzierung auf zwei Spuren hätte voraussichtlich erhebliche negative Auswirkungen: längere Staus, höhere Emissionen, sowie eine deutliche Erschwerung der betrieblichen Abläufe für viele Handwerksunternehmen“, erklärt Ragna Köstner, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer. Verkehrsbehinderungen würden nicht nur Zeit und Geld kosten, sondern könnten perspektivisch auch zu einer schlechteren Versorgung der Innenstadtbewohnerinnen und -bewohner mit handwerklichen Dienstleistungen führen.
„Natürlich muss Bielefeld mit allen Verkehrsträgern gut erreichbar sein. Als Oberzentrum hat Bielefeld gemäß Raumordnung und Landesentwicklungsplan eine besondere Rolle in der Region. Zum Erhalt dieser oberzentralen Funktionen ist auch aus Handelssicht zwingend die leistungsfähige Erreichbarkeit der Innenstadt und Altstadt auch mit dem Auto abzusichern. Das Beibehalten der Vierspurigkeit in den erarbeiteten Varianten ist demnach nicht nur sinnvoll, sondern unabdingbar“, so Jan-Erik Weinekötter, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands OWL.
Die geplante Umgestaltung der Kreuzstraße verfolgt mehrere Ziele: Sie soll künftig ausreichend Raum für die breiteren Stadtbahnwagen des Typs Vamos bieten, soweit umsetzbar dem aktuellen Regelwerk entsprechende Fuß- und Radwege ermöglichen und gleichzeitig klimaresilienter gestaltet werden.
Die nun veröffentlichten Planungsvarianten unterscheiden sich hauptsächlich in der Führung des Radverkehrs. Beide Varianten sehen vor, die Hans-Sachs-Straße in eine Fahrradstraße umzuwandeln. Der Kfz-Verkehr soll dort auf Anlieger beschränkt und die Anbindung an die Kreuzstraße aufgehoben werden. In weiteren Planungen sollen dann auch die Kindermannstraße und die Neustädter Straße für den Radverkehr aufgewertet werden. „Wir sehen die geplanten Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr und die klimabezogenen Ziele grundsätzlich positiv. Gleichzeitig muss die verkehrliche Erreichbarkeit auch in den Nebenstraßen gewährleistet bleiben. Langsam fahrender Durchgangsverkehr mit Tempo 30 wäre dafür eine sinnvolle Lösung – vor allem in der Neustädter Straße. Die Erreichbarkeit der Gewerbebetriebe in der südlichen Altstadt muss gewährleistet bleiben. Und zwar für Kunden, Mitarbeitende und den Lieferverkehr“, so Pigerl-Radtke. Darüber hinaus dürfte die in der Vorzugsvariante verkürzte Rechtsabbiegerspur von der Kreuzstraße auf die Artur-Ladebeck-Straße insbesondere in Hauptverkehrszeiten zu längeren Rückstaus führen. Aus Sicht der IHK, der Handwerkskammer und des Handelsverbandes sollte deshalb durch eine gezielte Beschilderung und optimierte Fahrspurenaufteilung der Verkehrsfluss verbessert werden.
Kritisch bewerten die Wirtschaftskammern den Wegfall zahlreicher Stellplätze: Entlang der Kreuzstraße bleiben in Variante 1 nur noch neun von ursprünglich 45 Stellplätzen erhalten, in Variante 2 wären es 14 verbleibende Stellplätze. In der Hans-Sachs-Straße, Kindermannstraße und der Neustädter Straße sollen zudem in beiden Varianten insgesamt weitere 38 Stellplätze wegfallen. „Die Zahl der entfallenden Parkmöglichkeiten ist erheblich – und für ansässige Gewerbetreibende ein ernstzunehmendes Problem“, betont Pigerl-Radtke. Zwar verweist die Stadt auf etwa 1.000 Stellplätze im Umkreis von fünf Gehminuten rund um das Naturkunde-Museum, dennoch fordern IHK und Handwerkskammer, möglichst viele Stellplätze im Straßenraum zu erhalten. Dies gelte insbesondere für Kurzzeitparkmöglichkeiten für Pflege- und Lieferdienste sowie für Stellflächen für andere Dienstleister und Handwerker. „Handwerksunternehmen, die täglich Serviceleistungen in der Bielefelder Innenstadt erbringen, sind auf eine verlässliche Erreichbarkeit ihrer Kundschaft angewiesen“, betont Handwerkskammer-Vizechefin Köstner. Dies sei auch im Interesse der Anwohnerinnen und Anwohner, die sich eine stabile Versorgungssicherheit wünschten. „All das gilt natürlich auch aus Sicht unserer Händlerschaft, sowohl für deren Kunden als auch für deren Anlieferverkehre“, ergänzt Weinekötter vom Handelsverband.
„Eine funktionierende Innenstadt braucht mehr als gute Absichten: Erreichbarkeit, Mobilität und Versorgung müssen zuverlässig möglich bleiben – auch im Sinne eines vielfältigen und vitalen Wirtschaftsstandorts“, unterstreicht Pigerl-Radtke. „Denn neben einer Infrastruktur für alle Verkehrsarten leisten auch die ansässigen Gewerbebetriebe – vor allem Einzelhandel und Gastronomie – einen unverzichtbaren Beitrag zur Lebendigkeit und Attraktivität der Bielefelder Innenstadt.“