Dem Fachkräftemangel sollten die Unternehmen mehrgleisig mit Ausbildung, Qualifizierung und Fachkräfteeinwanderung begegnen. Das geht aus einem Interview der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) mit Frauke Schwietert, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Herford hervor, das für den IHK-Lagebericht für den Kreis Minden-Lübbecke geführt worden ist.
„Mit Blick auf die aktuelle Situation am Ausbildungsmarkt im Kreis Minden-Lübbecke möchte ich zunächst dafür plädieren, weiter intensiv auszubilden“, so Schwietert. „Wenn jetzt eine zu große Lücke bei der Nachwuchskräftegewinnung entsteht, dann ist das für die Zukunft kaum mehr nachzuholen.“ Die Alterspyramide zeige, dass der Anteil der erwerbsfähigen Menschen an der Gesamtbevölkerung im Kreis Minden-Lübbecke voraussichtlich in den Jahren 2039 und 2040 seinen Tiefststand erreichen werde. Dann seien es nur noch rund 58 Prozent - gegenüber aktuell 64 Prozent.
Nach den von der IHK im Lagebericht zusammengestellten Informationen ist die Konjunkturlage weiterhin sehr verhalten. Der Blick in die Zukunft ist nach wie vor schwierig. Für die nächsten Monate ist keine durchgreifende Besserung erkennbar.
Der Reformstau der vergangenen Jahre, das Zerbrechen der Ampelkoalition im November 2024, die Politik des US-Präsidenten Donald Trump nach Antritt seiner zweiten Amtszeit im Januar sowie die Änderung vieler anderer Rahmenbedingungen in kurzer Zeit hinterlassen Spuren in der Wirtschaft. Die Arbeit der neuen Bundesregierung bringt noch keine Impulse hervor.
16 der 18 von der IHK beobachteten Prognoseinstitutionen haben für das Jahr 2025 im Vergleich zur IHK-Erhebung vom 4. November 2024 ihre Vorhersagen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 0,5 und 1,1 Prozentpunkte gesenkt. Wurde im Mai 2024 durchschnittlich noch von einem BIP-Anstieg von 1,2 Prozent für 2025 ausgegangen und im November 2024 von 0,9 Prozent, so wird aktuell durchschnittlich ein Anstieg von nur noch rund 0,1 Prozent prognostiziert. Für 2026 gehen die Institutionen von einem BIP-Anstieg zwischen 0,8 und 1,7 Prozent aus. Dabei ist noch nicht das am 21. Mai 2025 vorgestellte Gutachten des „Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ berücksichtigt, das für 2025 von 0,0 Prozent Wachstum und für 2026 von einem BIP-Plus von 1,0 Prozent ausgeht.
„Bei den Gewerbesteuereinnahmen wird es bundesweit betrachtet laut der aktuellen Steuerschätzung des Bundes einen erneuten Dämpfer geben,“ so Karl-Ernst Hunting, Leiter der IHK-Zweigstelle Minden. Gegenüber 2024 wird für 2025 mit einem Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen um 593,5 Millionen Euro gerechnet. In den zurückliegenden 50 Jahren gab es oft Rückgänge, die auch teilweise kräftiger als aktuell prognostiziert ausfielen. Beispiele finden sich im Zusammenhang mit dem Platzen der Dotcom-Blase 2000 bis 2002, mit der Finanzkrise 2009 und mit Corona 2020. Für die Jahre 2026 bis 2029 werden jeweils neue Einnahmerekorde bei der Gewerbesteuer vorhergesagt. Allerdings ist die Prognosesicherheit nur bedingt gegeben. Beispielsweise weicht das Schätzergebnis vom Mai 2025 für die Gewerbesteuereinnahmen im Jahr 2025 um minus 2,6 Milliarden Euro (-3,36 Prozent) im Vergleich zur Steuerschätzung vom Oktober 2024 ab.
Die Gewerbesteuereinnahmen in den Teilregionen und vor allen in den einzelnen Städten und Gemeinden können sich vollkommen unterschiedlich entwickeln.
Der aktuelle IHK-Lagebericht kann als pdf-Datei hier eingesehen werden.