Die Unternehmen im Kreis Höxter blicken weiterhin verhalten auf das laufende Wirtschaftsjahr; die Einschätzungen fallen überwiegend kritisch aus. „Ein erneuter Rückgang der Auftragseingänge in der Industrie, ein gedämpftes Geschäft im Handel, anhaltend hohe Energiepreise und schwierige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen trüben die Erwartungen“, resümiert Gerrit Becker, Geschäftsführer der Fritz Becker GmbH & Co. KG, Brakel und IHK-Vollversammlungsmitglied, die Herbstumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld für den Kreis Höxter. An der Erhebung beteiligten sich knapp 100 Unternehmen mit insgesamt rund 4.100 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.
Der Konjunkturklimaindikator, der Lage und Erwartung verknüpft, liegt über alle Branchen hinweg bei 105 Punkten und damit leicht im positiven Bereich (100 = Neutralmarke). In der Industrie verbessert sich der Wert stark gegenüber Herbst 2024 von 51 auf 113 Punk-te, so die IHK. Dies läge vor allem an der vergleichsweise guten zukünftigen Lagebeurteilung. Die Dienstleistungen geben leicht nach auf 87 Punkte, der Handel fällt auf 67 Punk-te, „was die schwache Konsumstimmung widerspiegelt“, wie Becker erläutert.
Die aktuelle Geschäftslage bewerten laut IHK-Befragung 9 Prozent der Industrieunternehmen als gut sowie 21 Prozent der Dienstleister und 12 Prozent der Händler. Als schlecht hingegen bezeichnen 8 Prozent der Industriebetriebe ihre derzeitige Lage – Becker: „Das ist ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr“. Die Auslastung der Industriebetriebe habe sich spürbar verbessert: Nur noch 32 Prozent der Industriebetriebe liegen unter 80 Prozent Kapazitätsauslastung (Herbst 2024: 65 Prozent). Für die kommenden zwölf Monate erwarten in der Industrie 11 Prozent der Unternehmen eine Verschlechterung aber 38 Prozent eine Verbesserung. „Trotz schwacher Inlandsnachfrage, steigender Arbeitskosten, internationaler Risiken und Unsicherheit über die politischen Rahmenbedingungen sehen die Unternehmen Licht am Ende des Tunnels“, so Becker. Die Datenlage unterstreiche den Druck der Betriebe: Im ersten Halbjahr 2025 lag der Umsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Kreis Höxter bei 1.036 Mrd. Euro und damit knapp sechs Prozent unter Vorjahr. „Das belegt die schwierige Lage der Industrie in der Region“, sagt IHK-Geschäftsführer Jürgen Behlke. „Bei der Beschäftigung verzeichnet der Kreis Höxter ein Minus von 4 Prozent – innerhalb Ostwestfalens der höchste Rückgang.“
Vor diesem Hintergrund richtet die IHK klare Erwartungen an die Politik: Bezahlbare, verlässliche Energie durch Entlastungen bei Abgaben und Netzentgelten sowie ein zügiger Ausbau von Netzen und gesicherter Erzeugung. Nötig seien außerdem ein echter Planungs- und Genehmigungsturbo über alle Verkehrsträger und Wirtschaftsflächen hinweg – digital, fristgebunden und mit professionellem Baustellen- und Genehmigungsmanagement. Zudem müssten regional die Möglichkeiten interkommunaler Gewerbegebiete noch besser genutzt werden. Und der aktuell nochmals angekündigte Bürokratieabbau müsse endlich beginnen und Investitionen erleichtert werden. Dazu zähle es, Berichtspflichten zu bündeln, Doppelmeldungen zu streichen, Vergaben vollständig digital und mittelstandstauglich, bessere Abschreibungen und Forschungsförderung sowie schnellerer Zugang zu EU-Programmen zu ermöglichen. Für Fachkräfte brauche es schnellere Anerkennungen, digitalisierte Visa-/Ausländerbehörden und gezielte Weiterbildungen.
„Unsere Unternehmen brauchen jetzt Planungssicherheit: bezahlbare Energie, schnellere Genehmigungen und weniger Papierkram. Dann folgen Investitionen – und mit ihnen Wachstum und Beschäftigung“, fasst Becker zusammen. Und Behlke ergänzt: „Die Zahlen mahnen. Wenn wir Bremseffekte konsequent abbauen, hat die Region die Substanz für einen Aufschwung. Politik und Verwaltung sind jetzt am Zug, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.“
