Während sich die Industrie im Kreis Herford weiterhin im Stimmungstief befindet und im Handel die Geschäftslage sehr angespannt bleibt, gibt es bei den Dienstleistern zumindest Teilbereiche, die wachsen. Dies sind wesentliche Ergebnisse der Herbstkonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), an der sich im Kreis Herford 242 Unternehmen mit 13.587 Beschäftigten beteiligten. Darunter waren 54 Industriebetriebe mit 10.155 Beschäftigten, 66 Handelsunternehmen mit 1.504 Beschäftigten sowie 122 Dienstleister mit 1.928 Mitarbeitenden. „Der Aufschwung der gewerblichen Wirtschaft lässt auch im Widukind-Kreis weiter auf sich warten“, sagte Jan Ottensmeyer, Mitglied der IHK-Vollversammlung, bei der Vorstellung der Ergebnisse im Unternehmen Herbert Kannegießer GmbH am 13. Oktober in Vlotho.
Insbesondere die Industrie im Kreis Herford ist laut der IHK-Befragung aktuell geprägt von Rückgängen bei der Nachfrage, hoher Kostenbelastung und geringem Optimismus. „Eine spürbare Besserung ist nicht in Sicht“, blickte Ottensmeyer bei der Präsentation der Daten voraus. Die hiesigen Industrieunternehmen benötigten unbedingt offene Märkte und verlässliche Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen. „In diesem Zusammenhang sind die US-Zölle Gift für die deutsche Exportwirtschaft“, unterstrich Ottensmeyer. Besonders die Ertragslage vieler Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes im Kreisgebiet stelle sich dramatisch dar, auch die Zukunftserwartungen seien gedämpft. Das Risiko „hohe Arbeitskosten“ habe in den vergangenen Jahren um mehr als 30 Prozent zugelegt. Deutschland zähle mit seiner Sozialabgabenquote international zu den Spitzenreitern. Das IHK-Vollversammlungsmitglied: „Auch das belastet die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Auch an dieser Stelle brauchen wir dringend Reformen.“
Im Handel drückten schwache Industrieimpulse, niedrige Auftragseingänge und hohe Kostenbelastungen auf die Margen. „Und im Einzelhandel kommt noch die Kaufzurückhaltung der Konsumenten hinzu“, hob Rainer Döring, Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses und Mitglied der IHK-Vollversammlung, hervor. Das konjunkturelle Umfeld sei zudem geprägt von hoher Unsicherheit, schwacher Konsumdynamik und deutlichen Kostensteigerungen. Mit einer kurzfristigen Belebung sei nicht zu rechnen. Mittel- und langfristig hänge einiges von einer nachhaltigen Erholung des privaten Konsums und der Steigerung der industriellen Nachfrage ab.
„Der Dienstleistungssektor zeigt derzeit eine gemischte Entwicklung: Teilbereiche wachsen, andere sind schwach“, erläuterte Döring diesbezügliche Umfrageergebnisse. Einzelne Branchen stützten zwar die Gesamtwirtschaft, seien aber nicht immun gegen ein schwaches Umfeld. Die Digitalisierung bleibe weiterhin der Entwicklungstreiber in den jeweiligen Branchen. Allerdings drückten auch bei den Dienstleistern insbesondere steigende Personal-, Energie- und Betriebskosten auf die Margen und verhinderten oftmals Investitionen.
Das Verarbeitende Gewerbe im Kreis Herford hat in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres einen Gesamtumsatz von 4,05 Milliarden Euro erwirtschaftet, ein Zuwachs von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Damit verzeichnet die Industrie im Kreis Herford wieder ein leichtes Wachstum, nachdem die Umsätze von 2023 auf 2024 um 5,4 Prozent zurückgegangen waren“, erklärte IHK-Geschäftsführer Götz Dörmann. Rein von der Umsatzentwicklung betrachtet stehe der Kreis Herford damit auch im Vergleich zu anderen Regionen einigermaßen gut da. Die Beschäftigung in der Industrie nehme jedoch seit 2019 nahezu kontinuierlich ab. Der Rückgang seitdem beträgt 11,3 Prozent oder 3.090 Beschäftigte auf aktuell 24.251 Mitarbeitende. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten insgesamt ist im Kreis Herford per Ende 2024 wieder leicht gestiegen auf 96.216.
