Die exportorientierte Wirtschaft in Ostwestfalen blickt vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2025. Das geht aus dem am Mittwoch vorgestellten Exportbarometer 2025 der IHK hervor. Zwar schauen viele Unternehmen auf ein herausforderndes Jahr zurück – mit sinkenden Umsätzen im In- und Ausland.
Doch das zum 19. Mal mit der IHK-Frühjahrskonjunkturumfrage von Ende Januar bis Mitte Februar erhobene Exportbarometer zeigt neue Hoffnung vor allem im Auslandsgeschäft. 265 exportierende Unternehmen mit insgesamt 51.000 Beschäftigten haben sich an der Umfrage beteiligt. Insbesondere die Erwartungen an den Außenhandel steigen wieder spürbar: 51 Prozent der Unternehmen rechnen für das laufende Jahr mit wachsenden Auslandsumsätzen, nur 15 Prozent mit fallenden.
„Allerdings sorgt die aggressive Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump für Unsicherheit bei unseren Unternehmen sowohl für ihr USA-Geschäft als auch im weltweiten Handel“, erklärt Dr. Maurice Eschweiler, Vorsitzender des IHK-Außenhandelsausschusses. Denn nach zwei Jahren verhaltener Geschäftserwartungen hoffen die ostwestfälischen Exporteure insbesondere auf eine Belebung im Handel mit den USA. Die Vereinigten Staaten sollen zudem wichtigstes Zielland für Auslandsinvestitionen sein.
Gleichzeitig ist die Verunsicherung groß: 56 Prozent der Unternehmen erwarten negative Auswirkungen durch die Trump-Regierung für ihr Geschäft in den USA, 43 Prozent befürchten sogar eine Belastung ihres internationalen Geschäfts insgesamt. Hintergrund dafür dürfte die Sorge vor protektionistischen Maßnahmen sowie Trumps Zickzackkurs sein.
„Für die Unternehmen und die tatsächliche Entwicklung ist entscheidend, ob es der EU gelingt, eine stabile Einigung für einen weiterhin fairen Handel mit den USA zu erreichen und einen Handelskonflikt zu verhindern, der nur Verlierer kennt“, sagt Eschweiler.
Derweil rückt Indien zunehmend in den Fokus ostwestfälischer Unternehmen. Während die aktuellen Geschäftsbeziehungen leicht negativ beurteilt werden, sorgen das geplante Freihandelsabkommen mit der EU und ein wachsender Absatzmarkt für große Erwartungen: 35,7 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftsbeziehungen mit dem Subkontinent.
China bleibt indes für viele Unternehmen ein schwieriger Markt. Die aktuellen Beziehungen werden schlechter bewertet als im Vorjahr – unter anderem durch zunehmende Handelshemmnisse. Für das laufende Jahr wird zwar wieder mit einer leichten Erholung gerechnet, doch der strukturelle Druck auf die Handelsbeziehungen mit China bleibt bestehen.
Nach einem Rücksetzer im Vorjahr planen viele ostwestfälische Unternehmen nun wieder mehr Investitionen im Ausland. 18 Prozent wollen ihre Auslandsinvestitionen steigern – im Vorjahr waren es nur 5,4 Prozent. Weitere 26 Prozent wollen das Niveau halten und nur gut 1 Prozent will die Ausgaben reduzieren. Weiterhin rund jedes zweite Unternehmen plant aber keine Auslandsinvestitionen.
Wenn investiert wird, werden vor allem die USA, aber auch Asien und Mittel- sowie Osteuropa als Zielregion genannt. Die Eurozone indes büßt an Attraktivität ein: Mit 51 nach zuvor 78 Prozent der Nennungen liegt sie nur auf Platz zwei hinter den USA.
„Für die ostwestfälischen Unternehmen bleiben die europäischen Nachbarländer Konstanten im Auslandsgeschäft. Aber der Ausbau internationaler Partnerschaften außerhalb der EU spielt bei den unternehmerischen Diversifizierungsstrategien eine zentrale Rolle“, sagt Eschweiler. Als Hauptmotive für Auslandsinvestitionen nennen die Unternehmen weiterhin Kundennähe und Vertrieb.
Auch das Ziel der Kostenersparnis bleibt für zwei Drittel der Unternehmen zentral. Auffällig ist zudem der starke Anstieg bei tarifären Handelshemmnissen als Motiv: Dieser Grund wird von 37 Prozent der Unternehmen genannt – ein Plus von mehr als 30 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Hier spiegeln sich die wachsenden geopolitischen Unsicherheiten wider, insbesondere im Verhältnis zu den USA und China.
Der Blick in die amtliche Statistik zeigt: 2024 war ein schwaches Jahr für die Exportwirtschaft. Die Auslandsumsätze der ostwestfälischen Industrie sanken um 10,1 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro – das ist dennoch der dritthöchste Wert nach 2022 und 2023.
Der Rückgang war in der Region dabei deutlich stärker als auf Bundes- und Landesebene (-2,4 beziehungsweise -3,9 Prozent). Die Exportquote der ostwestfälischen Wirtschaft ging leicht zurück auf 40,6 Prozent (Vorjahr: 41,1 Prozent), während sie bundesweit (52,3 Prozent) und in NRW (47,1 Prozent) weiter anstieg.
„Zu berücksichtigen ist bei der Quote, dass viele ostwestfälische Unternehmen als Zulieferer indirekt zum Export beitragen – ein Aspekt, der sich in der offiziellen Statistik nicht abbildet“, sagt Götz Dörmann, IHK-Geschäftsführer International.
Wichtigste Exportbranche in der Region bleibt der Maschinenbau mit einem Anteil am gesamten Auslandsumsatz von 24,4 Prozent. Die Ernährungs- und Futtermittelindustrie hat sich weiter nach vorn geschoben und verdrängt die Branche elektrische Ausrüstungen, deren Auslandsumsatz um rund ein Viertel sank, auf Platz drei.
Besonders starke Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr erzielten die Branchen Reparatur und Installation von Maschinen (+31 Prozent) sowie Glas/Keramik, sonstiger Fahrzeugbau und Chemie (jeweils +8 Prozent).
Als größte Risiken sehen die Unternehmen weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. 85 Prozent der Befragten stufen diese als problematisch ein – ein neuer Höchstwert. Damit einher geht auch die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts.
Dies zeigt zugleich den großen Handlungsbedarf der neuen Bundesregierung. Aber auch geopolitische Konflikte – etwa der Krieg in der Ukraine, Chinas Positionierung oder die Handelsstreitigkeiten mit den USA – sind Belastungsfaktoren.
„Die Zahlen zeigen: Unsere Unternehmen sind bereit, wieder mehr zu investieren und international zu wachsen“, erklärt Dörmann: „Gleichzeitig ist der Aufschwung kein Selbstläufer. Nur mit verlässlichen politischen Rahmenbedingungen und einer international abgestimmten Wirtschaftspolitik können unsere Exporteure die Chancen in den Auslandsmärkten wirklich nutzen.“