Bei den Jurysitzungen geht es fast zu wie bei der bekannten Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen": Vor der Jury des Gründungsnetzwerks Ostwestfalen präsentierten beim letzten Pitch-Termin dieses Jahres 2024 in der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) drei Gründerinnen ihre Ideen, mit denen sie sich für das Gründungsstipendium NRW beworben hatten.
Zwei davon wurden ausgewählt und für eine Förderung empfohlen: Viktoria Vovchenko und Zorah Bogdanow. „Innovative Gründungsideen sind der Motor für unsere Wirtschaft – gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sollten diese mehr denn je unterstützt und gefördert werden“, betont IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke.
Die Geschäftsidee von Vovchenko richtet sich an Softwareentwickler, die VS Codes verwenden und sich mit der Erstellung von Apps beschäftigen, geht aus ihrer Bewerbung ums Gründerstipendium hervor. Insgesamt gibt es demnach weltweit derzeit 37 Millionen aktive App-Entwickler auf VS Code. Insbesondere Unternehmen seien mögliche Partner, die grafische Anwendungen entwickeln. Das neue Software-Produkt ziele darauf ab, den Prozess der App-Entwicklung zu visualisieren und dadurch das Erstellen von Quellcodes zu umgehen.
Der erste Prototyp des Tools sei bereits veröffentlicht worden und habe innerhalb kurzer Zeit mehr als 2.600 aktive Nutzende erreicht, was für die hohe Nachfrage spreche. „Die sehr gute Machbarkeit und das Potenzial der Geschäftsidee wird durch den Prototyp und die entsprechende Nachfrage deutlich“, so die Jury in ihrer Förderempfehlung.
Zorah Bogdanow, die eine Bäckerei eröffnen will, punktete mit ihrem Alleinstellungsmerkmal. „Die Verwendung ausschließlich von Sauerteig gelockerten Produkten aus hochwertigen Bio-Mehlen hebt die Bäckerei von herkömmlichen Bäckereien ab und spricht Kunden an, die besonderen Wert auf authentischen Geschmack, Bekömmlichkeit und gesunde Ernährung legen“, heißt es im Jury-Protokoll.
Förderungswürdig sei zudem die Kombination von traditioneller Handwerkskunst mit modernen Elementen wie der gläsernen Produktionseinheit, dem Online-Vertrieb und der Einbindung von Social Media.
„Gründerinnen und Gründer können ihre Ideen für einen Pitch beim IHK-Startercenter einreichen“, berichtet IHK-Existenzgründungsberaterin Kathrin Teschke. „Die Jury entscheidet, ob die Gründerinnen und Gründer zur Förderung empfohlen werden oder nicht.“
Die Auswahl erfolge auf Basis des vorab eingereichten Ideenpapiers und einer persönlichen Präsentation, in denen alle Gründerinnen und Gründer ihre innovative Geschäftsidee vorstellten. Sie müsse ein im Vergleich zum Stand der Technik verbessertes Produkt, Verfahren oder eine neue Dienstleistung mit einem deutlichen Kundennutzen und Alleinstellungsmerkmal enthalten.
Im direkten Anschluss an den Pitch erhielten die Präsentierenden die Gelegenheit, konkrete Fragen an die Jury zu stellen. Sie bewerte das Team und seine Gründungsidee in den Kriterien Innovativität der Geschäftsidee, adressierter Markt/Branche/Wettbewerbssituation, Kundennutzen/Bedarf, Machbarkeit und Gründungspersönlichkeit/-team.
Teschke: „Die regionale Jury für die Bewertung der Gründungsideen setzt sich zusammen aus Vertretern von IHK, der Hochschule Bielefeld, der Universität Bielefeld und der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld. Die genannten Akteure bilden auch das Gründungsnetzwerk Ostwestfalen.“
Das Gründungsstipendium NRW sei im Juli 2018 eingeführt worden und erfreut sich laut der IHK-Existenzgründungsberaterin „ungebrochener Beliebtheit“. Das Gründungsnetzwerk Ostwestfalen habe seit 2018 bislang 175 Stipendiatinnen und Stipendiaten gefördert, allein in diesem Jahr 2024 seien es 27 gewesen.
Das Gründungsstipendium NRW sei eine Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen zur Förderung von innovativen Unternehmensgründungen.
Gründerinnen und Gründer, die zum Antragszeitpunkt kurz vor oder am Anfang ihrer Gründung stünden, würden bis zu einem Jahr mit monatlich 1.200 Euro gefördert, so Teschke. Zudem erhielten sie in dieser Zeit die Gelegenheit, sich in Gründungsnetzwerken auszutauschen und würden durch individuelle Coachings begleitet.