Der im Frühjahr gestartete Erholungskurs der gewerblichen Wirtschaft im Kreis Höxter setzt sich im Herbst fort. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in ihrer aktuellen Herbst-Konjunkturumfrage, an der sich kreisweit 113 Unternehmen mit gut 7.000 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistung beteiligten. „Die momentane wirtschaftliche Lage bei den Unternehmen im Kreis gibt Anlass zum Optimismus“, erklärte IHK-Vizepräsident Frank Dierkes bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse in Warburg. „Die Konjunktur gewinnt weiter an Fahrt. Auch die Erwartungen an die Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten sind recht positiv.“
Nahezu die Hälfte der Industrieunternehmen gingen laut Dierkes von einer sich weiter verbessernden Lage aus. Bei Handel und Dienstleistung stelle sich die Situation nicht ganz so gut da, sei aber gegenüber dem Vorjahr wesentlich verbessert. Dabei sei die wirtschaftliche Lage noch von deutlichen Unterschieden geprägt. Beispielsweise erholten sich die Reisebranche, die Veranstaltungsbranche oder der Hotel- und Gaststättensektor erst sehr langsam von den Folgen der Pandemiebedingten Einschränkungen.
„Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lage der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, liegt aber über alle drei Sektoren hinweg mit 122 Punkten deutlich im positiven Bereich“, berichtete der IHK-Vizepräsident. Die 100-er Linie markiert die Grenze zwischen einer positiven oder negativen Stimmung. Der Wert für die Industrie sei dabei von einem leicht unterdurchschnittlichen Wert im Herbst mit 92 Punkten wieder auf einen guten Wert von 127 Punkte gestiegen, was sowohl an der guten momentanen Lage, als auch an den im Saldo sehr guten Erwartungen an die künftige Geschäftslage liege. Der Wert für die Dienstleister sei mit 104 im Vergleich zum Vorjahr mit 102 Punkten fast gleichgeblieben. Dierkes: „Der Handelsindex hingegen stieg von 73 auf hervorragende 157 Punkte, was mit den positiveren Aussichten größerer Unternehmen und der relativ guten momentanen Lage beim Großhandel zusammenhängt.“
Auch bei den Dienstleistern befinde sich die Einschätzung der momentanen Lage im Saldo im positiven Bereich. In der Industrie sähen sie sogar über die Hälfte als gut an. Diese Einschätzung spiegele auch die momentane Produktionsauslastung wider: Fast die Hälfte der Industriebetriebe seien zu 95 Prozent ausgelastet, nur 37 Prozent – gegenüber 62 Prozent im Herbst – unter 80 Prozent. Dierkes: „Alle Branchen gehen trotz der Nachwirkungen der Pandemie von einem Beschäftigungsanstieg aus. Die Konjunkturrisiken, die von den Firmen genannt werden, sind je nach Branche leicht unterschiedlich. Es überwiegt das Risiko der Energie- und Rohstoffpreise, aber wegen des Anziehens der Konjunktur auch wieder der Fachkräftemangel.“
Im ersten Halbjahr des Jahres 2021 betrug der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Kreis Höxter 957 Millionen Euro und lag damit um 11,5 Prozent über dem Vorjahresergebnis. „Dieser Anstieg macht Hoffnung auf eine baldige umfassende Erholung unserer Industrie. Wir hoffen, dass sich mit der starken Verbesserung der konjunkturellen Lage auch die Umsatzzahlen im Kreis weiter im oberen Bereich stabilisieren“, führte Jürgen Behlke, Leiter der IHK-Zweigstelle Paderborn + Höxter, aus. „Bei der Beschäftigungsentwicklung belegt der Kreis Höxter allerdings mit einem Rückgang von 3,1 Prozent den letzten Platz in Ostwestfalen“, ergänzte der IHK-Geschäftsführer.
Mit Blick auf die von den Unternehmen angeführten Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die deutsche und damit auch die ostwestfälische Wirtschaft zu unterstützen. Dazu gehöre weiterhin die notwendige Hilfe von ohne Schuld in die Krise geratenen Unternehmen, eine Verminderung des bürokratischen Aufwands für die Unternehmen und ein weitsichtiger Umgang mit den Themen Mobilität, Gewerbe- und Industrieflächen, Wohnen, Energie, Klima, Steuern und Digitalisierung. Hierbei müsse die neue Bundesregierung ihre Hausaufgaben machen, um die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht zu erhalten. „Die Unternehmen haben die Bewältigung des Fachkräftemangels vor dem Hintergrund der weiter anziehenden Konjunktur wieder intensiv in den Fokus genommen“, erläuterte Behlke. „Wir erwarten deswegen von Politik und Gesellschaft das klare Bekenntnis zur dualen Ausbildung und fordern verstärkte Anstrengungen im Bereich der Berufsorientierung, besonders in den Schulen“.